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Raging Temper of the Skies

by Atrophic

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Es war klar, dass nach der künstlerischen Kulmination der ruhigeren atrophischen Spielweise auf "Gentle Breeze Entraining Herbage Seeds" das nächste Album in die exakt gegensätzliche Richtung gehen würde. Und genau das passiert auf "Raging Temper of the Skies": Im direkten Kontrast zum Vorgänger frönt dieses Album dem restlosen Ausrasten und der majestätischen Epik. Oft als das beste Werk der Atrophie gefeiert, ist es jedenfalls definitiv das längste und monumentalste Atrophicalbum und allein deshalb eins der künstlerisch anspruchsvollsten Werke der mittleren atrophischen Schaffensperiode. Wie schon auf dem letzten Album ist jeder einzelne Song formvollendet und einprägsam komponiert, doch was hier hinzukommt, ist eine geradezu hymnische, dramatische Aggressivität, die mit der dreist-fröhlichen Aggressivität der Frühwerke nur noch entfernt verwandt ist. Atrophic geben sich hier also durchaus ernster, wenngleich auch nicht weniger verwirrend. Begleitet wird das Ganze von Introsequenzen, in denen der renommierte Atrophieexperten Rick Tikes-Deutsch dem Hörer nützliche Tipps zu allen atrophischen Belangen gibt. Schon allein deswegen ist das Album für angehende Atrophen unverzichtbar, denn woher sonst sollen sie erfahren, wie man sich auf Atrophia korrekt verabschiedet oder wer denn jetzt eigentlich die Violine spielt.

Die Songs sind nach aufsteigender Aggressivität geordnet, das Album beginnt also vergleichsweise ruhig und steigert sich nach und nach bis zur atrophischen Ausrastekstase. Dennoch ist es von Anfang an spannend: Der erste Song, "Clandestine Delicacy Roasted by the Thunderstorm" ist zwar noch sehr ruhig und bedacht und bildet damit einen Bezug zum vorangegangen Album, doch wo da noch gleitende Melodiebögen vorherrschten, wird dieses Album durchweg von einer hymnisch-stampfenden Melodiösität dominiert, oftmals erzielt durch den Einsatz der für die Atrophie schon immer typischen aggressiven Viertelnoten, wie hier gegen Ende des Songs. Gleichzeitig wird hier schon der enorme Beitrag der Produktion des Albums deutlich: Durch die gezielte Verwendung von Hall und den durchgehend warmen Klangkörper wird die druckvolle Epik des Albums unterstrichen und die hymnischen Mitsingpassagen gewinnen so an Anziehungskraft. Doch das geht nicht auf Kosten der typisch-atrophischen Fiesheit, wie gleich im zweiten Song, "The Straining of Peat in Aid of a Tarn". Vorangetrieben von einer irritienden, aber dennoch (oder gerade deswegen) einprägsamen Quietschmelodie, wird hier durch die Dopplung der Melodiestimmen eine Festigkeit und Klarheit des Klangs erzeugt, die keine Fragen offen lässt.

Von nun an befindet sich das Album im Zwiespalt zwischen epochalen Stampfhymnen wie dem Titelsong, der dem könzertiösen Ausrasten frönt, und erfrischenden Experimenten, die aber allesamt über einen mystisch-epischen Grundcharakter verfügen. So schafft es "Frowning Upon the Volubleness", irritierende Stolperrhymthik und komplexe Melodiebögen mit bestimmt-druckvollen Akkordfolgen zu verbinden und so eine merkwürdige klangliche Erhabenheit zu erzeugen. Auch "The Reinauguration of a Calabash Seed Press with Subsequent Water Fight" enthält Passagen mit dieser Stolperrhythmik, die aber durch die Verwendung von ungewöhnlichen Harmonien eine gewisse Melancholie versprühen. "Robbing the Forges of Brazen Ladles", dessen Refrain ein Meilenstein in Sachen Ausrasttechnik ist, relativiert die eigene Aggressivität durch Halleffekte und nebulös-verklärte Zwischenpassagen. Besonders bemerkenswert ist hier ein Klangeffekt, der gegen Mitte des Songs auftaucht und klingt wie ein Schmiedehammer, der auf einen Amboss trifft. Selbst ein vornehmlich episch-stampfender Klassiker wie "Lore of Palmy Milking Procedures" beginnt mit einem ominösen Xylophonsolo, das einem die Haare zu Berge stehen lässt. Ähnlich bei "Immersing Rearward Offshore Takeaways", das durch eine einprägsame, simple Melodie geprägt wird, aber letztendlich mit einer nachdenklichen, halldurchsetzten Coda endet. Man sieht, dass die Verbindung von Urgewalt und Mystik eine zentrale Rolle in diesem Album spielt, genauso wie in den namensgebenden erzürnten Gewitterwolken.

Doch auch fröhliche Elemente lassen sich auf dem Album entdecken, so zum Beispiel die komplex-quietschigen Themen in "Galactic Jamboree with Leaking Potations and Sojourners" oder der ausgeruht-erhabene Anfang von "Ancillas to Smuggle Vanilla Fragrances", der sogleich durch perkussive Schläge konterkariert wird und im weiteren Verlauf des Songs von einer furiosen Ausrastpassage abgelöst wird. "Rutting Ritual of a Natal Hinge-Backed Tortoise" wird größtenteils von einer merkwürdigen, undefinierbaren Klangstimmung dominiert, die dann plötzlich und geradezu explosionsartig von einer fröhlich-hoffnungsvollen Melodie unterbrochen wird wie ein Sonnenstrahl, der eine Wolkendecke durchbricht. "Reconnoitering Planets for the Launching of Cooling Chambers" beginnt zwar mit dem vielleicht mit dem ominösesten Intro auf dem ganzen Album. steigert sich dann aber in eine bizarre Singsangmelodie, die durch unorthodoxe Instrumentenstimmungen und eine irritierende Produktion angereichert wird. Ein Song sticht vielleicht heraus in diesem Album, dessen Songs sich hauptsächlich auf kurze, einprägsame Motive stützen, die mehrfach wiederholt werden: "Moist Vicissitudes" meidet diese Vorgehensweise und führt stattdessen einen komplexen Melodiebogen ständig fort, was die Songstrukturen späterer Alben vorwegnimmt.

Doch all das ist nichts im Vergleich zu den drei Songs, die "Raging Temper of the Skies" abschließen: dem heiligen Triumvirat der Ausrastatrophie sozusagen. "Cessation of Risk Concerning Self-Cooled Corking Machines" baut auf eine orientalisch anmutende Melodie auf, die sich in ständiger Aufwärtsbewegung befindet, dann aber jäh von einer niedagewesenen Lärmpassage unterbrochen wird. Im weiteren Verlauf ringen Struktur und Chaos miteinander, wobei das Chaos dauerhaft versucht, die Melodiepassagen zu infiltrieren, doch letztendlich scheint die Struktur den Kampf zu gewinnen. Doch es ist nur ein Scheinsieg, wie der Refrain von "Symposium of the Gnome and Dwarf Master Brewers" beweist: Hier versklavt das Chaos die Struktur für seine Zwecke und lässt eine majestätische Akkordfolge jäh in unsägliches Geratter übergehen. Die ultimative Rache der aggressiven Viertelnoten folgt dann in "Illicit Usurpation of a Fortress Never Superabounding", dessen Anfangsmotiv nur noch aus einem Akkord besteht, der endlos hin- und herrattert. Das darauffolgende Motiv wiegt den Hörer mit seiner epischen Melodik in trügerischer Sicherheit, deren Instabilität schon durch Stolper- und Klapperrhythmen angedeutet wird. Und letztendlich obsiegt doch immer das Chaos des Rattermotivs, das in seiner Endgültigkeit alles Dagewesene vernichtet. Darauf kann nichts Größeres mehr folgen und deswegen endet das Album auch hier mit der Verabschiedung durch Rick Tikes-Deutsch. Der geradezu wagnerianische Gewaltakt der Atrophie und das ultimative Statement in Sachen Ausrasten findet so zum Schluss.

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released August 19, 2011

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Atrophic Bensheim, Germany

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