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Fountain Befuddlement

by Atrophic

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Es könnte kaum einen treffenderen Titel für dieses Album geben als "Fountain Befuddlement", denn tatsächlich ist es ein wahrer Springbrunnen an musikalischen Verwirrungen. Nach den Experimenten der letzten Alben, die eine starke Verbreiterung der musikalischen Palette zur Folge hatten, besinnt sich die Atrophie hier wieder auf ihr erstes, uratrophisches Ziel: die nachhaltige Verwirrung der Menschheit. Das heißt aber keineswegs, dass die bisherigen Entwicklungen wieder verworfen werden, ganz im Gegenteil. "Fountain Befuddlement" bedient sich vielmehr dieser neuatrophischen Elemente, um eine ganz eigene Art der Verwirrung hervorzurufen. Wo das erste Album durch oft willkürliches Chaos verwirrte, ist es hier die rhythmische Komplexität und melodiöse Vielschichtigkeit der Songs, die dazu führt, dass normalsterbliche Ohren der Musik kaum noch folgen können und kapitulieren müssen. Es handelt sich bei "Fountain Befuddlement" also um eine Art modernen, musikalisch ausgereiften Zwillingsbruder zu "Rise from the Tomb".

Was das Album aber von späteren Verwirrungsversuchen abgrenzt, ist die ungebremste Bereitschaft zur Melodik. Nur Jorge Juans letzter Hilfeschrei, "Soil Getting the Sack", widersetzt sich noch diesem Fortschritt und knüpft mit seiner sinnfreien Chaotik an das erste Album an. Ansonsten besitzen selbst die chaotischsten Songs, allen voran das nervenaufreibende "Enjoying a Maraschino Cherry with Relish in a Suburb Bar", klare und eingängige Melodielinien, die sich bereits nach wenigen Hörversuchen verinnerlichen. Dies macht "Fountain Befuddlement" für geübte Hörer zum wohl unterhaltsamsten Werk der Atrophie. Werke wie "A Starfruit Tree Blazes the Fertilization" und "Forgotten Myths of a Once in a Blue Moon Secluded Carp Pond" zeigen sogar einen Hang zur nachdenklich-schwelgerischen Epik, während kontrollierte Aggressivität in Songs wie "Illegal Molehill Invasion" und "Scrumptious Cherry Bread Spread" eine große Rolle spielt.

Allen diesen verschiedenen Songs ist aber neben der klar erkennbaren Melodien ein Hang zu vertrackten Rhythmen gemeinsam, die den Songs ihre Unvorhersehbarkeit leihen. Dies unterstüzt vor allem die Kontrastbildung, von denen viele dieser Songs leben. "Forgotten Myths of a Once in a Blue Moon Secluded Carp Pond" definiert sich durch den Kontrast zwischen dem ultra-komplexen Anfangsteil, dessen rhythmischer Verlauf sich selbst nach mehrmaligem Hören nur erahnen lässt, und dem düster-melancholischen Mittelteil mit seiner geradezu mitsingbaren Ohrwurmmelodie, die aber dennoch an einigen Stellen unvorhersehbare rhythmische Sprünge unternimmt. Dadurch bildet sich eine brodelnde, ominöse Spannung, der erst durch die Wiederkehr des anfänglichen Lärmteils entladen wird. "A Starfruit Tree Blazes the Fertilization" verbindet eine dramatische Melodie mit niedagewesenen Perkussionselementen, die munter ihrem klackernden Rhythmus folgen.

Andere Songs erreichen ihre Wirkung durch ungehemmte Dreistigkeit. "Enjoying a Maraschino Cherry with Relish in a Suburb Bar" beispielweise beginnt mit einer Melodie, die so hirnrissig ist, dass sie nur von den dümmsten Instrumenten gespielt werden kann. Die ultimative Frechheit ist aber der Refrain, in dem das Konzept der Kontrastbildung auf die Spitze getrieben wird: Ein chaotisches-quietschiges Knäuel aus 32tel-Noten alterniert mit lang gehaltenen Akkorden, was den Hörer entweder zu Lachanfällen oder verzweifeltem Kopfschütteln animiert. "Scrumptious Cherry Bread Spread" kombiniert chromatische Tonläufe mit unverständlichen Rhythmen und plötzlich eingestreuten Akkordschlägen. Auch hier ist der Mittelteil der Gipfel der Dreistigkeit, der mit seiner dumm-dreisten Holprigkeit den Hörer verhöhnt. In "Illegal Molehill Invasion" dagegen duellieren Gitarre und Synthesizer, indem sie ein komplexes Riff immer wieder wiederholen und sich dabei gegenseitig in ihrer Aggressivität aufbauschen.

Im Instrumentarium wird die Synthesizer-Dominanz der vorherigen Albums fortgesetzt, was die Dreistigkeit und Gemeinheit eines Großteils der Passagen mit seinen harten, schneidenden Klängen noch verstärkt. Manche Songs benutzen aber auch spezielle Instrumente als Alleinstellungsmerkmal, wie "A Deep Advance in Unavowed Wetland" mit seinem matschigen Furzbass und "A Starfruit Tree Blazes the Fertilization" mit dem Woodblock. Viel wichtiger als die verwendeten Instrumente ist aber die Produktion, die hier erstmals in ihrer ganzen Fülle zum Tragen kommt und die Wirkung der Songs noch verstärkt. Ohne die Halleffekte in "Forgotten Myths of a Once in a Blue Moon Secluded Carp Pond" und "A Starfruit Tree Blazes the Fertilization" würde die Epik dieser Songs nicht so gut zum Tragen kommen. Auch die fiesen Übersteuerungen in "Illegal Molehill Invasion" und der Matschsound in "A Deep Advance in Unavowed Wetland" tragen immens zum Klang- und Verwirrungsbild des Albums bei.

"Fountain Befuddlement" ist ein Album, das alles bietet, was den Hörer verwirrt: Unentschlüsselbare Rhythmen, dumm-dreiste aber eingängige Melodien, ein Mix aus Aggressivität und Nachdenklichkeit, ohrenbetäubende Kontraste, lächerliche Instrumente und Produktionsmethoden und ganz einfach geniale Kompositionen, die bis heute zum Besten gehören, was die Atrophie zu bieten hat. Abgerundet wird das Ganze durch die bereits zur Tradition gewordenen gesprochenen Introsequenzen, deren Zweck niemand so ganz durchschaut.

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released June 29, 2010

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Atrophic Bensheim, Germany

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